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Online-ZeitungDas ABC der Kreditwürdigkeit |
22.09.2011 |
Ratingagenturen haben ihrer eigenen Auskunft zufolge wenig mit Raten zu tun. Zumindest würden sich alle dem Vorwurf verweigern, ihre Einstufungen der Volkswirtschaften weltweit hätten etwa mit dem sprichwörtlichen Tipp ins Blaue zu tun. Andererseits sind Raten in Form von Tranchen sehr wohl ihr Geschäft. Denn Ratingagenturen wie Fitch, Moody‘s oder Standard & Poor‘s, so deren schärfste Kritiker, setzen aufgrund ihres Renommees das Sterben auf Raten für Länder wie Griechenland, Spanien und neuerdings auch Italien in Gang.
Das ABC der
Kreditwürdigkeit
Was machen Ratingagenturen?
Ratingagenturen sind so etwas wie Sachverständige bezüglich der Kreditwürdigkeit eines Unternehmens oder eben auch einer gesamten Volkswirtschaft. Anhand bestimmter Parameter vergeben sie Noten. Bei manchen Agenturen beginnt die Skala der Bewertung bei AAA und endet bei D. Plus und/oder Minus sind als weitere Hebel ebenso möglich. Je weiter man also im Alphabet vorandringt, desto spekulativer sind die Anleihen, die ein entsprechend bewertetes Unternehmen/Land ausgeben. Damit steigt auch das Risiko des Gläubigers, dass sein Schuldner irgendwann Pleite geht. Setzt Moody’s, Fitch oder Standard & Poor‘s dann noch den Ausblick auf negativ, scheint die Staatspleite nur noch eine Frage der Zeit.
Für Unternehmen und Volkswirtschaften gleichermaßen bedeutet dies: Je weiter sie im Rating sinken, desto mehr leidet auch ihre Kreditwürdigkeit. Folglich müssen hohe Zinsen gezahlt werden, um Schuldverschreibungen überhaupt noch verkaufen zu können. Die Beschaffung von frischem Geld am Kapitalmarkt wird also immer teurer, die Schulden wachsen, eine Überschuldung droht.
Ratingagenturen: Kassandra der Kreditwürdigkeit
Welche Rolle Ratingagenturen tatsächlich spielen, lässt sich alleine schon daran ablesen, welches Aufheben ihre Einschätzungen der Bonität, Struktur- und Reformwürdigkeit einzelner Unternehmen und Staaten immer wieder auslöst. Die Herabstufung der USA beispielsweise durch die Rating-Agentur Standard & Poor's von der Bestnote AAA auf AA+ sorgte ebenso für Empörung wie jene von Japan seitens Moody’s (von Aa2 auf Aa3) und letztlich auch Italiens (jetzt A mit negativem Ausblick).
Dabei sind nicht nur die jeweiligen Regierungschefs empört. Auch die Präsidentinnen und Präsidenten anderer Länder werfen gerade in Zeiten der Eurokrise den Ratingagenturen vor, Anleihen aus Staaten wie Griechenland zu Ramsch zu degradieren und damit Sparmaßnahmen und milliardenschwere Hilfspakete einfach zu ignorieren. Gleichzeitig würden damit auch andere Länder ins Zentrum der Aufmerksamkeit der Ratingagenturen geraten. Andererseits, so die Kritiker der vornehmlich in den USA ansässigen Ratingagenturen, hätten Moody’s , Fitch und Standard & Poor‘s gerade während der Hochzeit der globalen Finanzkrise Ramschpapiere als vermeintlich sichere Geldanlage eingestuft. Wie viel Markt, Meinung und Mathematik steckt also tatsächlich in den Bewertungsparametern?
Für Deutschland indes stellt sich die Frage einer Herabstufung nicht: Die Kreditwürdigkeit der Bundesrepublik ist seitens Fitch weiter mit "AAA" einzustufen- und dies mit stabilem Ausblick.
Marcello Buzzanca
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